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L 156: Elternkritik an Ausweichroute für Schüler
Neuregelung nach Krisengipfel???
Foto/Bildquelle sowie Text by Christian Walter Kreiszeitung
Der Ärger um die Arbeiten an der L 156 und die damit verbundene Sperrung der Ueser Weserbrücke reißt nicht ab. Eltern beklagen lange Fahrzeiten für Schüler aus Thedinghausen. Gleichzeitig bereitet die fehlende Befahrbarkeit der Brücke Gewerbetreibenden Schwierigkeiten. Immerhin hat die zuständige Landesbehörde für September eine Kompromissregelung angekündigt.
Achim-Uesen / Thedinghausen – Der Ärger um die Sanierung der L156 und die damit verbundene Vollsperrung im Bereich der Ueser Weserbrücke reißt nicht ab. Nachdem sich jüngst Landwirte zur mangelnden Erreichbarkeit ihrer Felder geäußert hatten, machen nun Eltern ihrem Frust Luft: Dass der Schulbusverkehr in der kommenden Woche aufgrund von Straßenbauarbeiten über Verden und von dort weiter per Zug Richtung Achim laufen soll, hat für sie „unzumutbare Begleiterscheinungen“.
Neben vielen kritischen Kommentaren im Internet und in Leserbriefen hatte sich ein erboster Leser direkt an die Redaktion gewandt. Die Schülerbeförderung sei halbherzig, nebenbei und spät geplant worden, sagte der Vater einer betroffenen Schülerin aus Riede. Auch das Wort „lieblos“ fällt – Kritik am Kreishaus, das für die Schülerbeförderung verantwortlich zeichnet.
Der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sieht sich ein Stück weit als Sprachrohr der Eltern von seiner Aussage nach rund 120 betroffenen Schülern, die in der kommenden Schulwoche aus dem Bereich Thedinghausen heraus die „große Tour“ Richtung Achim fahren. Start jeweils um 5.30 Uhr.
Konkret geht es darum, dass die Lernenden zunächst mit dem Bus in den Kernort der Gemeinde kommen. Von dort aus soll es – ebenfalls mit dem Bus – Richtung Verden gehen. In der Stadt angekommen, wechseln die Schüler auf den Zugverkehr, der sie nach Achim bringen soll. Von dort aus gehe es laut dem verärgerten Vater zu Fuß Richtung Schule – und am Nachmittag umgekehrt auf gleichem Weg zurück.
Ist das für eine Woche zuzumuten? Aus Sicht des Rieders nicht. „Die Kinder müssen bei diesem Plan um 4.30 Uhr aus dem Bett.“ Zudem hätten sie lange Schulwege, in Kombination mit dem langen Schultag sei konzentriertes Lernen nur schwer möglich.
„Die Verärgerung unter den Eltern ist enorm“, gibt der Vater zu Protokoll. Mancher erwäge, den einwöchigen Schulausfall für den Nachwuchs unter diesen Voraussetzungen in Kauf zu nehmen. Andere brächten ihre Kinder für die Woche bei Freunden und Familien unter, die näher am Schulort wohnten.
Seine Hoffnung, dass der Landkreis kurzfristig noch einen besseren Plan findet, kann das Kreishaus nicht erfüllen. „Bei der vorgesehenen Lösung handelt es sich um die schnellste Verbindung von Thedinghausen nach Achim in der Zeit der Baustelle: Aus diesem Grund sieht der Landkreis keinen Ansatzpunkt zur Nachbesserung“, heißt es auf unsere Nachfrage aus der Pressestelle. „Selbstverständlich hat der Landkreis großes Verständnis für die absolut unglückliche Situation, aber der ZVBN hat im Auftrag des Landkreises verschiedene Optionen geprüft und dies als schnellste Lösung vorgestellt“, fasst Pressesprecher Ulf Neumann zusammen.
„Zur besseren und großräumigeren Organisation hat der Landkreis Verden seine Zuständigkeit für den ÖPNV auf den ZVBN übertragen. Somit ist der ZVBN auch bei notwendigen Ausweichverkehren oder Provisorien mit der Routenplanung beauftragt. Nach Vorgabe des Landrates und des zuständigen Fachbereichs hat der ZVBN bei der Prüfung der verschiedenen Routen darauf geachtet, die schnellste Route zu wählen“, heißt es in einer Antwort auf Nachfrage dieser Zeitung.
Alternativen wurden demnach einige geprüft, auch eine direkte Busverbindung. Über das Intscheder Wehr lasse sie sich aus Gründen der Tragfähigkeit nicht realisieren. „Die Schüler müssten in mehr als 20 Kleinbusse umsteigen. Abgesehen davon, dass es unwahrscheinlich ist, genügend Fahrer zu akquirieren, ist der zeitliche Aufwand des Umstiegs so hoch, dass diese Lösung keine Zeitersparnis bietet“, heißt es.
Und auch die Busfahrt ab Verden zur Station Schulzentrum / Hallenbad dauere länger: 41 Minuten Busfahrt stünden demnach 11 bis 16 Minuten Zugfahrt plus 15 Minuten Fußweg gegenüber. „Die Verbindung mit dem Zug ist also etwas schneller, zwar nicht verspätungsfrei, aber dafür nicht stauanfällig“, so Neumann.
Zudem würde die Gebundenheit von Bussen und Fahrpersonal für den zweiten Teil der Strecke Probleme bei der Beförderung ab Thedinghausen zur zweiten Stunde bedeuten.
Die Fahrt über die A1 und die Nutzung der Fähre Ahsen-Oetzen waren weitere geprüfte Alternativen, die durchgefallen sind. Die Fähre scheidet wegen Aufwands- und Zeitgründen aus. Geschwindigkeit spielte bei der Route über die A1 eine Rolle: „Nach Informationen des ZVBN bräuchten bei Busfahrten über die Autobahn alle Kinder zwingend Sitzplätze mit Anschnallgurten. Außerdem dürften die Busse nur mit reduzierter Geschwindigkeit fahren. Daher ist auch diese Variante nicht schneller als die vorgesehene“, teilt der Landkreis mit.
Und auch die Busfahrt ab Verden zur Station Schulzentrum / Hallenbad dauere länger: 41 Minuten Busfahrt stünden demnach 11 bis 16 Minuten Zugfahrt plus 15 Minuten Fußweg gegenüber. „Die Verbindung mit dem Zug ist also etwas schneller, zwar nicht verspätungsfrei, aber dafür nicht stauanfällig“, so Neumann.
Zudem würde die Gebundenheit von Bussen und Fahrpersonal für den zweiten Teil der Strecke Probleme bei der Beförderung ab Thedinghausen zur zweiten Stunde bedeuten.
Die Fahrt über die A1 und die Nutzung der Fähre Ahsen-Oetzen waren weitere geprüfte Alternativen, die durchgefallen sind. Die Fähre scheidet wegen Aufwands- und Zeitgründen aus. Geschwindigkeit spielte bei der Route über die A1 eine Rolle: „Nach Informationen des ZVBN bräuchten bei Busfahrten über die Autobahn alle Kinder zwingend Sitzplätze mit Anschnallgurten. Außerdem dürften die Busse nur mit reduzierter Geschwindigkeit fahren. Daher ist auch diese Variante nicht schneller als die vorgesehene“, teilt der Landkreis mit.
Dass die Betonmischer des Unternehmens derzeit nicht die Ueser Weserbrücke passieren dürfen, sei ein unhaltbarer Zustand: „Beton sollte innerhalb von 90 Minuten verarbeitet werden – besonders an heißen Tagen wie in dieser Woche. Wir verlieren aber auf dem Weg zur Baustelle alleine am Intscheder Wehr häufig bis zu 20 Minuten.“ Zusätzlich sei der Umweg mit hohen Kosten verbunden: „Im Moment zahlen wir oft drauf und rechnen mit Einbußen von etwa 40 Prozent.“
Anrufe bei der Landesstraßenbaubehörde mit dem Ziel, eine Ausnahmegenehmigung für die Betonmischer zu erhalten, hätten bisher nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Die Behörde bestätigt auf Nachfrage, dass die Firma Krinke dort vorstellig geworden ist. In einer Stellungnahme heißt es: „Der Firma wurde angeboten, in Ausnahmefällen außerhalb der Arbeitszeiten durch die Baustelle zu fahren. Diesen Vorschlag hat die Firma Krinke empfangen und sich bis jetzt nicht konkret dazu geäußert, wann und ob sie diese Möglichkeit wahrnehmen werden.“ Dazu sagt Uhde: „Uns wurde vorgeschlagen, nachts zu fahren. Aber unsere Mitarbeiter sollen auch mal Feierabend haben.“
Seit zwei Wochen bemühe er sich um ein Gespräch mit dem Verdener Landrat Peter Bohlmann: „Bisher ohne Erfolg. Ich erwarte von ihm, dass er sich für uns stark macht. Immerhin geht es um 20 Arbeitsplätze. Mir kommt da zu wenig.“
Unterdessen wurde die Sperrung am Dienstag auch im Thedinghauser Gemeinderat besprochen – ohne auf dessen Tagesordnung gestanden zu haben, und zwar in der Einwohnerfragestunde. 14 von 15 anwesenden Bürgerinnen und Bürgern waren wegen dieses Themas zur Sitzung gekommen, um Politik und Verwaltung nach Lösungen zu fragen.
Christina Wolters aus Werder fasste die Anliegen der betroffenen Betriebe wie beispielsweise dem Werder-Kiosk, des Fährhauses am Streek, der Pension Straußennest, des Restaurants Kreta, ihrer eigenen Hundeschule und weiteren zusammen: „Das betrifft unsere unternehmerische Existenz, es bedeutet einen erheblichen finanziellen Verlust“, trug Wolters ihre Nöte und die der anderen Betriebe vor.
Samtgemeindebürgermeisterin Anke Fahrenholz erläuterte in ihrer Antwort die Kompromisslösung, die ein zweieinhalbstündiges Krisengespräch im Thedinghauser Rathaus ergeben hatte (siehe Text unten). „Insbesondere für unsere Gastronomie wird das positiv sein“, sagte Fahrenholz mit Blick auf deren Wochenend-Geschäft, räumte aber auch ein: „Für alle anderen, also auch die Pendlerinnen und Pendler, bringt das natürlich nicht so viel.“ Dennoch seien sie und Gemeindebürgermeister Thomas Metz grundsätzlich „froh, dass wir überhaupt so weit gekommen sind. Am Anfang dachten wir, wie erreichen hier gar nichts“, berichtete Fahrenholz vom Krisengipfel.
Über die Aufstellung der Schranke sei man im Thedinghauser Rathaus nicht vorab informiert worden, „wir waren überrascht und entsetzt“, so die Verwaltungschefin. Gemeindebürgermeister Metz ergänzte: „Keiner ist zufrieden.“ Immerhin gebe es jetzt einen Kompromiss. Dass der noch immer Einschränkungen bedeute, sei allen klar. „Aber Sie sollten Ihren Zorn nicht an uns auslassen“, appellierte Metz an die Bürgerinnen und Bürger. „Wir sind auf Ihrer Seite!“
Neuregelung nach Krisengipfel: Freie Fahrt am Wochenende
Zu einem Krisengipfel zur L 156-Sanierung hat sich am Dienstag die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr mit Vertretern der betroffenen Gemeinden, des Landkreises, von Polizei, Stadt Achim und der Baufirma getroffen. Gemeinsam suchten sie nach Lösungen.
Das Ergebnis: Ab Freitag, 6. September, bis zum Ende der Baumaßnahme wird der Bereich an den Wochenenden für den Verkehr freigegeben. „Von freitags, 14 Uhr, bis montags, 6 Uhr, können Autofahrer in beide Richtungen die Strecke befahren. Die Schranke wird dann geöffnet sein“, heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde.
Die Geschwindigkeit wird auf 30 km / h begrenzt. Außerdem dürfen ab Montag, 9. September, neben den Schulbussen auch Linienbusse und der Bürgerbus die Baustelle werktags durchfahren. „Weitere Ausnahmeregelungen wird es nicht geben“, teilt die Landesbehörde weiter mit.
Das bedeutet: Die Vollsperrung bleibt bis zum Abschluss der Arbeiten bestehen. Die Straße sei, entgegen der Annahme in der ursprünglichen Planung, mit knapp 6,5 Metern zu schmal, um eine halbseitige Sperrung zu realisieren. „Ein weiterer Grund sind die Schüler der Grundschule Uesen, die gefahrlos durch die Baustelle geführt werden müssen. Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und die der Arbeiter muss gewährleistet sein“, schreibt die Landesbehörde.
Sie bezeichnet den Fortschritt auf der Baustelle als „sehr gut“: „Die Baufirma ist mit zahlreichen Arbeitern vor Ort, und das zum Teil auch am Wochenende.“ Die Fräsarbeiten seien inzwischen abgeschlossen. „Zu Beginn der nächsten Woche folgt der Asphalt.“ Bis einschließlich Mittwoch, 21. August, seien alle Durchfahrten ausnahmslos verboten. Ein früheres Ende der Maßnahme sei „wahrscheinlich“.
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